Zitat:
Zitat von Niko C
...
Um es vorweg zu nehmen:
Ja, jeder hat das Recht eine Arbeit zu kritisieren.
- So wie jeder Anstreicher das Recht hat einen Van Gogh zu kritisieren, ein Stammtischpolitiker die Regierung usw.
....
Ich bleibe dabei, dass jemand der kritisiert, auch wissen sollte was Sache ist.
Er sieht eventuelle Fehler (in Bearbeitung, Umsetzung etc.), kann Tipps zu einer besseren Technik geben usw.
Hmmm Beispiel: Ein unscharfer Luftballon in einer Bildecke.
Ein Anfänger schreibt: Den Luftballon würde ich noch wegmachen, der stört irgendwie.
Der Fortgeschrittene erkennt, dass der Luftballon ein Stilmittel ist, dass der Künstler damit etwas ausdrücken möchte und geht nicht weiter darauf ein.
- Vielleicht ein schlechtes Beispiel, aber das ist ja egal. Jeder weiß was gemeint ist.
Und jetzt kommt das Wichtigste:
Der Kritisierte nimmt die Kritiken des Fortgeschritten logischerweise ernst oder freut sich sogar darüber.
Ein "Den Luftballon würde ich noch ..." aber nervt einfach nur und ärgert den Künstler.
Dies ist höchstwarscheinlich auch der Grund dafür, dass viele, die es echt drauf hatten, dem PSC Lebenwohl gesagt haben und dass immer weniger Arbeiten gezeigt werden.
Weitere Gründe sind, nebenbei bemerkt, auch Erbsenzählerei und "mit der Lupe nach Fehlerchen Suche".
Und, mal ehrlich, dass ein Anfänger einen Fehler entdeckt, den ein Fortgeschrittener übersehen hat, geschieht wohl höchstens alle Schaltjahre einmal.
|
Ich habe Nikos Beitrag noch einmal gekürzt und ein paar Passagen markiert. Bei meiner ersten Antwort hatte ich hier nicht die Zeit darauf einzugehen. Ugges Beitrag spiegelt zun einem großen Teil auch meine Meinung wieder.
Wenn ich von Nikos Beispiel ausgehe, dann frage ich mich:
- Warum sollte der Profi sich nicht an den Luftballons stören?
- Kann es nicht sein, dass unscharfe Luftballons in der Ecke, auch wenn als stilistisches Mittel gedacht, für den einen oder anderen einfach störend wirken?
- Muss ich das erkennen, dass es ein stilistisches Mittel ist, um es kritisieren zu dürfen?
- Würde der Künstler es annehmen, wenn der "Profi" schreibt, dass ihn die Luftballons stören, oder würde er dann nicht auch schreiben, dass diese ein stilistisches Mittel sind und deswegen drin bleiben sollen?
Ich finde eine ehrliche Meinung zu einem Bild kann nicht darauf beschränkt werden, ob man ein Profi ist. Immerhin kann ein Architekt, der gerade angefangen hat seine Bilder mit PSE zu bearbeiten dennoch erkennen, wenn in einem Bild die Perspektive nicht stimmt. Da ist er aufgrund seines Fachwissens Profi. Darf er dann, weil er sich mit Photoshop nicht auskennt das bei einem Bild nicht schreiben?
Hier würde uns sicherlich viel verloren gehen. Denn ein waches Auge kann man doch auch haben, wenn man mit der Maus noch nicht so fit ist.
Das kleinkrämerische Bekritteln von Fehlern finde ich auch nicht gut. Aber ehrlich gesagt ist das eine Frage des Respekts. Am Anfang, wenn man sich mal traut eine Bildkritik zu schreiben, dann rutscht man hier eventuell, weil man das Gefühl hat hier künstlerisch nichts beitragen zu können, in diese Schiene.
Das ist mir auch passiert und als damals fadami den link zu ahh bahh gepostet hat, fiel mir das wie Schuppen von den Augen. Seither versuche ich meine Kritik nicht zu sehr auf technische Fehler zu konzentrieren, sondern zuerst das Bild für sich auf mich wirken zu lassen. Da gibt es Bilder, die haben meinen Bauch direkt und andere sprechen mich nicht an. Hab ich wenig Zeit, dann schreibe ich nur kurz, dass mir das Bild gefällt. Habe ich mehr Zeit, dann schreibe ich warum.
Die Bilder, die mich nicht direkt ansprechen, schaue ich mir mehrfach mit zeitlichem Abstand an. Zu manchen schreibe ich was zu manchen nicht, denn ich finde, wenn ich nicht irgendetwas habe, was mich so anspricht, dass ich es erwähnen kann, dann ist es schwierig da was zu schreiben. Kenne ich den betreffenden User schon länger, dann weiß ich, ob ich ehrlich schreiben kann, dass mir das Bild nicht gefällt.
Warum kann man als Künstler, der sein Bild zeigt nicht einfach akzeptieren, dass nicht jedem das eigene Bild gefällt? Und warum kann man nicht eine Rückmeldung zum Bild als das nehmen, was sie ist – eine Rückmeldung. So lange diese ehrlich, respektvoll und freundlich formuliert wird, sollte das doch in Ordnung sein.
Mein Kunstlehrer hat mal gesagt, dass man ein echtes Kunstwerk nicht erklären muss, weil der Betrachter die Intention dann schon erkennt, wenn er das Bild sieht und auf sich wirken lässt. Das finde ich, auch wenn ich immer gerne mehr zur Entstehung des Bildes lese einen sehr guten Spruch. Erkennt der Betrachter – um den Bogen wieder zum Beispiel zurück zu schlagen – nicht, dass die Luftballons ein stilistisches Mittel sind, dann sollte ich mich als Künstler nicht ärgern, sondern überlegen, warum.
Wenn ich dann antworte, dass diese Luftballons als stilistisches Mittel verwendet wurden und sie deswegen, weil sie mir gefallen drin bleiben, dann sollte das Thema danach genauso vom Tisch sein.
Aber was, wenn dem Künstler durch den Hinweis auffällt, dass die Luftballons den erwünschten Effekt gar nicht haben? Muss das echt ein anderer Künstler mitteilen oder ist diese Rückmeldung nicht auch wichtig?
Einen lieben Gruß
Heike