20.04.06, 00:29
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Aussteigerin
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fundstück aus dem www
das hab ich grad im www gefunden und finde, es ist auf jeden fall was dran ... nicht dass ich jetzt king kong fan werde, aber ansonsten
Zitat:
Am 1. Januar saß ich mit schneenassen Schuhen in der Nachmittagsvorstellung eines Kinos in Riga und sah "King Kong" mit lettischen und russischen Untertiteln. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich bin kein Jahresanfangsexperte und über manche Dinge darf man nicht lange nachdenken, weil man sonst das Gefühl bekommt, man müsste sein ganzes Leben ändern, weil es Mist ist, irgendwie reformbedürftig, zukunftsträge und nicht globalisierungsfest, also total verratzt. Und wer will das schon.
Ich mag King Kong. Ich sah, wie er am Ende langsam und müde vom Empire State Building glitt und hätte fast geweint. Ich war für drei Stunden ein 34-jähriger Affen-Fan irgendwo kurz vor Russland. Es waren die besten drei Stunden von drei Tagen, an denen aus 2005 2006 wurde.
Davor bin ich mit meinem Kumpel Rick durch Riga gehetzt. Ich habe 2005 geliebt, es war ein wunderbares Jahr, dick und fett, kein dünnes, verhuschtes, vergessbares Jahr. Ich wollte es würdig bestatten. Also Riga. Der neue Osten. Party am Meer. Silvester stand ich dann endlich in einem Club, schaute in die Lichter, trank Cola-Wodka, aber mein Kopf brannte nur, er wurde nicht leicht. Rick lief fiebrig umher, tanzte, die Frauen sind schön in Lettland. Aber irgendwie fehlte mir der Schwung.
Vielleicht mache ich das schon zu lange. Es ist wie im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit dem großartigen Bill Murray. Ich wache auf und abends stehe ich in einem Club und denke, dass etwas passiert. Jetzt, heute, hier. Man ahnt mit der Zeit, dass das Blödsinn ist, andererseits glauben ja auch viele Leute daran, dass Deutschland Fußballweltmeister wird.
Mein erster Club war eine P 14-Disco in einer Gaststätte im Park an der Wuhlheide, der damals Pionierpark hieß. Ich wollte tanzen, Bier trinken und mit Mädchen reden. Seitdem haben sich die Dinge eigentlich nicht verändert. Sogar meine Frisur ist wieder dieselbe. So gesehen war Riga mein 20-jähriges Betriebsjubiläum.
Clubs sind letztlich nichts anderes als Traummaschinen. Man geht hinein und wartet auf etwas Großes. Es gibt Menschen, die sagen, sie sind dort wegen der Musik, der Cocktails, der Atmosphäre, der Toiletten oder was weiß ich, warum. Das ist eine hübsche Lüge. Niemand sagt: "Ich hoffe, dass ich dort wieder rauskomme, und irgendwas hat sich verändert. Am besten mein Privatleben." Aber genau das ist es.
Mein Kumpel Rick erklärte vor der Abreise seinen Kollegen, er fahre nach Riga wegen der Altstadt, der EU-Osterweiterung und der Winterstimmung im Baltikum. Ich weiß, dass ihm all diese Dinge ziemlich egal sind. Andererseits wird er unruhig, wenn er am Abend nicht mindestens eine Frau findet, in die er sich verlieben könnte.
Selbst King Kong hat das geschafft. Ein Affe. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt.
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