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Alt 17.04.06, 00:41
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chataya chataya ist offline
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chataya hat die ersten Hürden gemeistert
Dritter Akt

Noch betäubt von der Wucht des Aufpralls registriert der Alte langsam die Gefahr in der er schwebt, in einem eisernen Griff stählerner Klauen gefangen und einer ungewissen Zukunft entgegengetragen. Aus so großer Höhe sieht das Land seiner Vorfahren so friedlich aus und lässt nichts vom Leid und den Qualen seinen Bewohner erahnen. Und dann wird ihm bewußt, wohin ihn dieser fliegende Alptraum verschleppt.

Majestätisch gleitet der Greif mit seiner Beute durch die Luft, verfolgt von zwei Raben, denen er jedoch keine Beachtung schenkt. Plötzlich beginnt die Luft, die die Raben umgibt zu flimmern, und sie beginnen zu wachsen, ihre Augen beginnen zu leuchten und ihre Krallen blitzen wie Säbel im Sonnenlicht. Wie auf ein geheimes Zeichen hin stürzen sich die Raben, die nun die Hälfte der Größe des Greifs erreicht haben, auf das überraschte Fabelwesen und schlagen ihre Krallen und messerscharfen Schnäbel in sein Gefieder. Der mächtige Herrscher der Lüfte schreit vor Schmerz laut auf hält seine Beute aber weiterhin umbarmherzig fest. Der Einäugige mußte handeln, wenn seine Retter nicht für seinen Freifalltod sorgen sollten. Seinen Bogen konnte er nicht verwenden, doch auch der Einsatz einer Klinge wäre heikel, denn mit jeder weiteren Verletzung, stieg auch die Gefahr, daß er ihn einfach loslassen würde. Er mußte handeln, wollte er nicht wieder in Chatayas Hände und der ihrer Folterknechte fallen.

Er kneift sein Auge zusammen und schlägt seine Vampirzähne in die ledrige Haut des Vogelfußes. In seinen Gedanken schlägt er seine Fänge in das mächtige Geschöpf wie es Chataya, die letzte ihrer Art, ihr Schicksal besiegelnd zweifelsfrei getan hätte und fasst einen Entschluss, der sein Leben wohl zu retten vermag. Ungeachtet der Pläne ihres Meisters, flogen die mutierten Raben einen Angriff nach dem anderen. Das gefiederte Wesen schreit auf, ein Schrei wie er in den tiefsten Täler und höchsten Himmel noch nicht gehört wurde. Ein weiterer Schrei folgt und die Welt beginnt sich für den Einäugigen zu drehen, der Greif ist ins Straucheln geraten und fällt der Erde engegen, in einer Sprache die heute kein Mensch mehr kennt ruft der Einäugige etwas zu seinen Raben hinauf, während er fest umklammert von seinen Krallen der Erde entgegenstürzt. Plötzlich umgibt die Raben ein Glimmen, das sich immer schneller zu dem Leuchten einer kleinen Sonne verstärkt.

Dunkelheit, modrige, stickige Luft. Er kann sich nicht bewegen, seine Glieder Schmerzen, er liegt auf nassem, hartem Untergrund, Getier krabelt und kriecht an ihm hoch, er kann sich nicht erinnern was passiert ist, wo er ist, und schon gar nicht wie er dahin gekommen ist. Mühsam richtet er sich auf und versucht sich umzuschauen; verschwommene Konturen tanzen vor seinen Augen hin und her - es ist dunkel - ein großer Haufen Federn scheint rechts von ihm zu liegen, doch er ist noch zu benommen, als daß er klar blicken könnte. Sein ganzer Körper scheint nur noch aus Schmerz zu bestehen. Er schließt die Augen und verdrängt den Schmerz angsam mit seinem starken Willen, bis er nur noch ein dumpfes Gefühl im Hintergrund ist. Wieder öffnet er die Augen, konzentriert sich und sein Blick wird klarer. Die anfänglichen Schemen zu seiner Rechten kristallisieren sich tatsächlich als ein haufen Federn heraus, diese hatten ihn noch vor wenigen Augenblicken in der Luft getragen, einer der letzten seiner Art - der Greif - war tot.

Langsam schüttelt er den Kopf, denn wieder ist ein Teil seiner alten Welt ausgelöscht. Er hatte den letzten Drachen gesehen, nun auch den letzten Greif. Sollte er selbst auch der letzte seiner Zunft werden? Langsam schüttelt er den Kopf, denn wieder ist ein Teil seiner alten Welt ausgelöscht. Er hatte den letzten Drachen gesehen, nun auch den letzten Greif. Sollte er selbst auch der letzte seiner Zunft werden? Er greift in seinen Umhang und holt ein Zunderdose hervor. Ein paar Greifenfedern, etwas trockenes Moos und ein wenig Zündeln später, erhellt ein kleines Feuer die unheimliche Umgebung. Er schaut fragend hinauf zu den Raben, die nebeneinander auf einem Ast sitzen, doch auch wenn er sie Mental beeinflussen kann, so hat er es noch nie erlernen können zu verstehen, was sie ihm sagen. Mit dem Messer trennt er zwei große Stücke des zähen aber schmackhaften Fleisches vom Schenkel des Greifs und wirft es ihnen hin. Doch sie beachten es nicht und starren ihn weiter unverhohlen an.

Langsam wird ihm mulmig und er betrachtet sie genauer. Bevor er jedoch begreift was mit ihnen geschehen ist schwingen sich die Raben ind die Luft und stürzen sich auf ihn. Doch keiner der beiden erreicht sein Ziel - von Pfeilen durchbohrt fallen sie auf den Boden zu seinen Füßen - angstvoll umfaßt er den Griff seines Messers fester und schaut sich um. Durch den Schein seines Feuer geblendet kann er kaum etwas in der Dunkelheit erkennen. Langsam werden aus blauen glühenden Augen in der Finsternis schemenhafte Konturen mit langen Bögen und spitzen Ohren. Zierliche weibliche Wesen gekleidet in Dunkelheit und grobes Leder schälen sich aus den Schatten und kommen auf ihn zu. Für Amazonen sind sie zu klein, doch der Einäugige kann in diesem Zwielicht die Rasse, der sie angehören müssen nicht eindeutig zuordnen. Mit dem Rücken zum Feuer, kann er erkennen, das es zwei Dutzend sind, die einen Kreis um ihn bilden. Und sie schauen ihn alle über ihre gespannten Bögen an.

Langsam läßt er seinen Dolch fallen und zeigt ihnen die Innenseiten seiner schwieligen Hände. In einer hellen kehligen Sprache die einem Singsang gleicht, gibt die vermeintliche Anführerin Befehle und kurze Zeit später liegt er gefesselt auf dem Rücken eines Zentauren.

Geändert von chataya (30.05.06 um 19:48 Uhr).
 
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