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#1
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Dritter Akt
Noch betäubt von der Wucht des Aufpralls registriert der Alte langsam die Gefahr in der er schwebt, in einem eisernen Griff stählerner Klauen gefangen und einer ungewissen Zukunft entgegengetragen. Aus so großer Höhe sieht das Land seiner Vorfahren so friedlich aus und lässt nichts vom Leid und den Qualen seinen Bewohner erahnen. Und dann wird ihm bewußt, wohin ihn dieser fliegende Alptraum verschleppt. Majestätisch gleitet der Greif mit seiner Beute durch die Luft, verfolgt von zwei Raben, denen er jedoch keine Beachtung schenkt. Plötzlich beginnt die Luft, die die Raben umgibt zu flimmern, und sie beginnen zu wachsen, ihre Augen beginnen zu leuchten und ihre Krallen blitzen wie Säbel im Sonnenlicht. Wie auf ein geheimes Zeichen hin stürzen sich die Raben, die nun die Hälfte der Größe des Greifs erreicht haben, auf das überraschte Fabelwesen und schlagen ihre Krallen und messerscharfen Schnäbel in sein Gefieder. Der mächtige Herrscher der Lüfte schreit vor Schmerz laut auf hält seine Beute aber weiterhin umbarmherzig fest. Der Einäugige mußte handeln, wenn seine Retter nicht für seinen Freifalltod sorgen sollten. Seinen Bogen konnte er nicht verwenden, doch auch der Einsatz einer Klinge wäre heikel, denn mit jeder weiteren Verletzung, stieg auch die Gefahr, daß er ihn einfach loslassen würde. Er mußte handeln, wollte er nicht wieder in Chatayas Hände und der ihrer Folterknechte fallen. Er kneift sein Auge zusammen und schlägt seine Vampirzähne in die ledrige Haut des Vogelfußes. In seinen Gedanken schlägt er seine Fänge in das mächtige Geschöpf wie es Chataya, die letzte ihrer Art, ihr Schicksal besiegelnd zweifelsfrei getan hätte und fasst einen Entschluss, der sein Leben wohl zu retten vermag. Ungeachtet der Pläne ihres Meisters, flogen die mutierten Raben einen Angriff nach dem anderen. Das gefiederte Wesen schreit auf, ein Schrei wie er in den tiefsten Täler und höchsten Himmel noch nicht gehört wurde. Ein weiterer Schrei folgt und die Welt beginnt sich für den Einäugigen zu drehen, der Greif ist ins Straucheln geraten und fällt der Erde engegen, in einer Sprache die heute kein Mensch mehr kennt ruft der Einäugige etwas zu seinen Raben hinauf, während er fest umklammert von seinen Krallen der Erde entgegenstürzt. Plötzlich umgibt die Raben ein Glimmen, das sich immer schneller zu dem Leuchten einer kleinen Sonne verstärkt. Dunkelheit, modrige, stickige Luft. Er kann sich nicht bewegen, seine Glieder Schmerzen, er liegt auf nassem, hartem Untergrund, Getier krabelt und kriecht an ihm hoch, er kann sich nicht erinnern was passiert ist, wo er ist, und schon gar nicht wie er dahin gekommen ist. Mühsam richtet er sich auf und versucht sich umzuschauen; verschwommene Konturen tanzen vor seinen Augen hin und her - es ist dunkel - ein großer Haufen Federn scheint rechts von ihm zu liegen, doch er ist noch zu benommen, als daß er klar blicken könnte. Sein ganzer Körper scheint nur noch aus Schmerz zu bestehen. Er schließt die Augen und verdrängt den Schmerz angsam mit seinem starken Willen, bis er nur noch ein dumpfes Gefühl im Hintergrund ist. Wieder öffnet er die Augen, konzentriert sich und sein Blick wird klarer. Die anfänglichen Schemen zu seiner Rechten kristallisieren sich tatsächlich als ein haufen Federn heraus, diese hatten ihn noch vor wenigen Augenblicken in der Luft getragen, einer der letzten seiner Art - der Greif - war tot. Langsam schüttelt er den Kopf, denn wieder ist ein Teil seiner alten Welt ausgelöscht. Er hatte den letzten Drachen gesehen, nun auch den letzten Greif. Sollte er selbst auch der letzte seiner Zunft werden? Langsam schüttelt er den Kopf, denn wieder ist ein Teil seiner alten Welt ausgelöscht. Er hatte den letzten Drachen gesehen, nun auch den letzten Greif. Sollte er selbst auch der letzte seiner Zunft werden? Er greift in seinen Umhang und holt ein Zunderdose hervor. Ein paar Greifenfedern, etwas trockenes Moos und ein wenig Zündeln später, erhellt ein kleines Feuer die unheimliche Umgebung. Er schaut fragend hinauf zu den Raben, die nebeneinander auf einem Ast sitzen, doch auch wenn er sie Mental beeinflussen kann, so hat er es noch nie erlernen können zu verstehen, was sie ihm sagen. Mit dem Messer trennt er zwei große Stücke des zähen aber schmackhaften Fleisches vom Schenkel des Greifs und wirft es ihnen hin. Doch sie beachten es nicht und starren ihn weiter unverhohlen an. Langsam wird ihm mulmig und er betrachtet sie genauer. Bevor er jedoch begreift was mit ihnen geschehen ist schwingen sich die Raben ind die Luft und stürzen sich auf ihn. Doch keiner der beiden erreicht sein Ziel - von Pfeilen durchbohrt fallen sie auf den Boden zu seinen Füßen - angstvoll umfaßt er den Griff seines Messers fester und schaut sich um. Durch den Schein seines Feuer geblendet kann er kaum etwas in der Dunkelheit erkennen. Langsam werden aus blauen glühenden Augen in der Finsternis schemenhafte Konturen mit langen Bögen und spitzen Ohren. Zierliche weibliche Wesen gekleidet in Dunkelheit und grobes Leder schälen sich aus den Schatten und kommen auf ihn zu. Für Amazonen sind sie zu klein, doch der Einäugige kann in diesem Zwielicht die Rasse, der sie angehören müssen nicht eindeutig zuordnen. Mit dem Rücken zum Feuer, kann er erkennen, das es zwei Dutzend sind, die einen Kreis um ihn bilden. Und sie schauen ihn alle über ihre gespannten Bögen an. Langsam läßt er seinen Dolch fallen und zeigt ihnen die Innenseiten seiner schwieligen Hände. In einer hellen kehligen Sprache die einem Singsang gleicht, gibt die vermeintliche Anführerin Befehle und kurze Zeit später liegt er gefesselt auf dem Rücken eines Zentauren. Geändert von chataya (30.05.06 um 20:48 Uhr). |
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#2
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Vierter Akt
Das Nächste, an das er sich erinnern kann, ist, dass eine nach der anderen dieser frauenhaften Wesen, seine Männlichkeit auf eine harte Probe stellten. Nachdem sie von ihm abgelassen hatten, schichteten sie in der Mitte des Dorfes Holz zu einem großeb Stapel auf und entzündeten es, um bei einbrechender Dunkelheit einen rituellen Tanz um dieses Feuer zu vollführen. Teilnahmslos und auf Flucht sinnend beobachtete der Einäugige an einen Pfahl gefesselt das Treiben der Amazonen. In ihren Augen war er schon tot, nur der Zeitpunkt seines übergang in das Reich Serigals war noch unklar. Eine mondlose Nacht brach an. Immer wilder tanzten sich die Amazonen in einen rauschähnlichen Zustand und keine nahm mehr Notiz von dem für sie inzwischen nutzlosen Opfer, mindestens eine hat von dem Einäugigen das erhalten, was ihren Stamm überleben lassen würde. Der Einäugige saß gekrümmt an dem Obelisken der mit unzähligen Hieroglyphen und Fruchtbarkeitssymbolen übersäht war und rieb langsam und unaufällig seine groben Fesseln an dem Stein. Zuerst war noch ein leises Schaben zu hören aber je länger er arbeitete desto mehr verschluckte das Blut seiner Handgelenke das Geräusch einer nahender Flucht. Immer tiefer schnitt sich das Seil in seine Gelenke, aber Schmerz war ihm nicht fremd. Mit einem Ruck rissen seine Fesseln, als die letzte Faser am raughen Stein zerriss. Vorsichtig schaute er aus dem Augenwinkel zu den extatisch zuckenden Leibern die um das Feuer tanzten. Niemand hatte etwas bemerkt. Plötzlich legt sich eine grazile Hand von hinten auf seinen Mund. "Pssst, wenn du leben willst, keinen Ton." Der süße Duft von Jasmin steigt ihm in die Nase. "Stell dich wieder hin und tu als wärst du noch gefesselt." Kaum steht er wieder am Stein, kommt eine Amazonenpatrouille vorbei und wirft ihm einen verächtlichen Blick zu. Sein Fäuste ballen sich aber bevor er sich seiner Mordlust hingeben kann, spürt er eine leichte Berührung, die ihn daran erinnert, das seine Flucht wichtiger ist. Als sie weg sind, verschmelzen der Einäugige und seine unbekannte Retterin mit der rabenschwarzen Nacht. Durch dichtes Unterholz und unwegsamens Gehölz folgt er ihr, noch immer ohne zu wissen wer sie ist, geschweige denn wo sie ihn hinführen wird. Die ganze Nacht unterwegs, treffen sie bei Sonnenaufgang auf eine Lichtung. Sie bleibt stehen, zeichnet mit den Fingern geheimnisvolle Symbole in die Luft und murmelt etwas. In der flirrenden Luft erscheint ein gläsernes Portal das in rotem Licht pulsiert. Sie deutet ihm an ihr zu folgen und gleich darauf setzt sie einen Fuß auf die Stufen und verschwindet in einem Lichterflimmern zwischen den Säulen des Portals, der Einäugige zögert, doch dann setzt auch er den rechtren Fuß auf die Stufe - seine Haare stellen sich am ganzen Körper auf und er spürt die Energie bevor auch er in einem Flimmern diese Welt verläßt. Und er träumt. Von einer Zeit ohne Verstümmelung, einer Zeit des Friedens und einer Welt ohne Tod und Verderben. So schön wie der Traum war, so schnell ist er auch schon vorbei und er stolpert in einen großen Saal aus schwarzem Mamor, dessen einzige Einrichtung ein ungemütlich aussehender, riesiger Obsidianthron ist. Und es ist kalt. So kalt das sein Atem in weißen Wölkchen vor seinem Mund steht. Er schaut sich um, doch seine Begleiterin ist verschwunden. Aber er spürt, daß er nicht alleine ist - und es ist mehr als ein Augenpaar, daß seine zögernden Schritte durch die marmorne Halle argwöhnisch verfolgen. Unsichtbare Hände drücken ihn brutal vor dem Thron auf die Knie. Eine Gestalt in leuchtend weiße, wallende Gewänder gehüllt erscheint wie aus dem Nichts. Sie stellte sich vor ihn und unbewußt senkte der Einäugige den Kopf. Auch wenn er keinen Grund dazu hatte, fühlte er sich doch unwürdig, dieser Gestalt gegenüber zu stehen in seiner schwarzen, zerrissenen Lederkluft, die nach Tod und Verderben roch, während die Gestalt vor ihm Reinheit und Unschuld verkörperte. Die Luft scheint wie elektrisiert, die Haare auf seinem Armen stellen sich auf und er spürt ein kaltes Kribbeln hinter seinen Augen. Nach kurzer Zeit, die ihm jedoch wie eine Ewigkeit erscheinen fängt sein Blick an zu flimmern und er fühlt seine Sinne schwinden. Er muß all seine Willensstärke aufbieten um nicht unter dem Druck seiner Erschöpfung und der elektrisierenden Aura dieses Wesens zusammenzubrechen. Die Luft war aufgeladen und es roch nach Ozon, alles um ihn herum begann zu wabern und der Raum schien sich aufzulösen. Von den Seiten sah er verschwommene Schatten auf sich zukommen. Er hatte das Gefühl jemand würde versuchen in seinen Kopf einzudringen, seine Gedanken zu lesen. Dann hörte er ihre Stimme. Ein süßes Wispern, nicht lauter als ein Flüstern, hinter seinen Augen. Leise, wie durch einen Nebel hörte er die Geschichte der Amszonen, eine Geschichte voll Leid und Tod, voll Bitterkeit und doch auch voller Hoffnung. Ihn fröstelte, als die Stimme ihm seinen Auftrag mitteilte. Wie in Trance schreitet der Einäugige durch ihre Reihen in Richtung des großen Tores, er hat einen Auftrag und er wird ihn erfüllen, selbst wenn es sein Leben kosten wird. Geändert von blindguard (22.11.08 um 12:53 Uhr). |
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